„Die Region Suedrussland ist im Aufbruch", so lautet das Fazit einer zweiwöchigen IHK-Unternehmerreise nach Rostov am Don, Krasnodar und Sotschi. Die Reise wurde vom frueheren Prasidenten der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, initiiert. Insbesondere die Olympischen Winterspiele 2014 erweisen sich zunehmend als Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung in Sudrussland.
Anflug auf die Millionenstadt Rostov am Don: Ackerflaeche und Feider, so weit das Auge reicht. 15 Prozent der Bevoelkerung Russlands - also 23 Millionen Menschenleben in der Region Sudrussland mit der Metropole Rostov. Die Region Suedrussland ist flaechenmaessig groesser als Frankreich, das groesste EU-Land Westeuropas, und nach Zentralrussland der am dichtesten besiedelte Verwaltungsbezirk. Die Boeden sind fruchtbar, die klimatischen Bedingungen mediterran. Knapp ein Viertel der gesamten landwirtschaftlichen Produktion Russlands entfallen auf diese Region.
Auch auslaendische Investoren sind stark vertreten: Lebensmittelhersteller wie Bonduelle produzieren hier. Der Landmaschinenhersteller Claas hat in Krasnodar ein Montagewerk errichtet. Handelsketten wie Metro oder Ikea sind vor Ort mit Niederlassungen vertreten. Seit dem Sommerflugplan 2008 fliegt die Lufthansa viermal wöchentlich Rostov von Frankfurt aus direkt an.Die positive Entwicklung in Sued¬russland zeigt sich bereits bei der Anreise: Der Flughafen Krasnodar ist ein etablierter regionaler Verkehrsknoten, die Hauptverkehrsstrasse von Rostov nach Krasnodar komplett ausgebaut. Mit neuester Technik ausgestattete Polizeiwagen kontrollieren die Geschwindigkeit moderner Lkws, die die Kauptversorgung sicherstellen. Der starke Wille zur Veränderung und das große wirtschaftliche Potenzial der Region sind deutlich erkennbar.
In der Hauptstadt Rostov werden weiterhin hohe Beträge in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. Neue Brücken sollen gebaut werden, die Eisenbahnanlage wird komplett modernisiert. Es gibt noch viele Vorhaben, bei denen ausländische Investoren die Region weiterentwickeln können. Die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen und deutsches Know-how sind willkommen und sehr erwuenscht.
Davon hat sich die Reisegruppe dank der Betreuung von Vasily V. Vysokov, CEO der Bank Center Invest, vor Ort ein Bild machen können: Und zwar bei Gesprächen mit wichtigen Repräsentanten aus Industrie und Wirtschaft sowie bei Vortragen, in denen einzelne Projekte vorgestellt wurden. Die Bank Center Invest ist im Übrigen die einzige russische Regionalbank, die mehrheitlich in ausländischem Kapitalbesitz (unter anderem EBRB und DEG) ist. Sie hat mehr als 1OO Filialen mit insgesamt 2000 Mitarbeitern.
Die Lohnkosten in Rostov, der zweitgroessten Universitätsstadt Russlands, sind um ein Drittel niedriger als in Moskau. Immer häufiger wird sie ypn interessierten Auslandsinvestoren neben Moskau und St. Peters¬burg als dritte Region Russlands für die Ansiedlung neuer Unternehmen genannt. Das Rating-Consortium Expert RA-AK&M hat der Region Rostov das Kreditrating A+ vergeben. Nur Moskau hat in Russland mit A++ ein höheres Rating. Industriezonen für Green-Field-lnvestitionen stehen ausreichend zur Verfügung. Durch die Vergabe der Qlympischen Winterspiele 2014 an die 400 000-Einwohner-Stadt Sotschi haben sich die Geschaeftsaussichten für die Region Sudrussland weiter verbessert. Sotschi ist der groesste Kurort Russlands und erstreckt sich über 145 Kilometer entlang der Schwarzmeerkueste. Das Klima ist mediterran mild - die Stadt liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza. Noch werden die Gäste in Sot¬schi auf dem alten Flughafen empfangen. Ein neues Terminal ist aber bereits fertig gestellt und wird voraussichtlich noch in diesem Jahr in Betrieb genommen.
Das Wintersportgebiet Krasnaja Poljana liegt nur 40 Kilometer von der Schwarzmeerkueste entfernt. Erste neue Luftanlagen sind bereits in Betrieb. Doch der Grossteil der Olympia-Anlagen muss neu gebaut werden. Insgesamt sind 243 Einzelprojekte geplant. Mit der Abwicklung aller Vergabe-, Planungs- und Baumassnahmen ist die Staatsholding Olympstroj mit Sitz in Moskau beauftragt. Das Unternehmen tritt als zentraler Auftraggeber auf und koordiniert die Bauausfuehrung. Olympia-Auftraege für das Mega-Sport-Projekt im Umfang von etwa zehn Milliarden Euro werden also nicht über die Wirtschaftsverwaltung in Sotschi, sondern zentral in Moskau vergeben, wo das Know-how im Мanagement von Groessaftraegen dieser extremen Groessenordnung gebuendeit ist. Die Tender sind in russischer Sprache veroeffentiicht
Diese Olympischen Spiele in Russland werden nachhaltige Spuren hinterlassen. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Sudrussland sind sie von groesster Bedeutung.
Martin SchumannWalter Engelmann